Nivea ist ja ein ähnliches Phänomen zu eigen wie beispielsweise Yves Rocher: Beide genießen einen ungerechtfertig guten Ruf, wie ihr schlechtes Abschneiden bei Ökotest oder Stifung Warentest regelmäßig bestätigt. Der eine wirbt mit fast einem Jahrhundert Tradition der blauen Dose, der andere mit seinen frischen französischen Kräutern. Beides Humbug, wenn man mal den Rest der Inhaltsstoffe genauer betrachtet.
Die neue Nivea Pure Effect Wash Off Serie soll für erwachsene unreine Haut sein, kommt mit minimalistischem Retro-Design daher, das sich in Bad und Dusche nicht schlecht macht. Da es zusätzliche Paybackpunkte bei dm dafür gab und ich grad mein altes Waschzeugs geleert hatte, habe ich mich also verleiten lassen, mal wieder zu Nivea zu greifen.
Die Pulle verspricht: „Entfernt Make-Up & beugt Hautunreinheiten vor. Antibakteriell – mit Magnolia-Extrakt.“
Laut Internetrecherche enthält der Magnolien-Extrakt zwei entzündungshemmende Substanzen, das Magnolol und das Honokiol. Trotzdem ist es jedoch anscheinend nötig, Phenoxyethanol zu verwenden, ein aggressiver Alkohol der auch zur desinfizierung großer Wunden eingesetzt wird und Kontaktallergien auslösen kann.
Neben den üblichen chemischen Waschaktiven Substanzen findet sich auch PEG-7 Glyceryl Cocoate, ein PEG-Derivat. Diese billigen Emulgatoren können die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Bei Ökotest regelmäßig ein K.O.-Kriterium, da auch völlig überflüssig weil es bessere Alternativen gibt.
Weiter geht es mit Benzophenone-4, eigentlich ein UV-Filter der in Sonnencremes eingesetzt wird. Der Stoff löst häufig Kontaktallergien aus und dient in einem Waschgel anscheinend nur dazu, Farbe und Konsistenz des Gels vor Veränderungen durch UV-Licht zu schützen, also für die Wasch- und Pflegwirkung wieder völlig überflüssig.
Zum Schluss kommen dann noch die zwei Kumpels Methyl– und Ethylparaben. In Tierversuchen wurde festgestellt, dass diese Mittel das Hormonsystem beeinflussen, selbst die Bundesanstalt für Risikobewertung stellte fest, dass diese Substanzen nur in sehr geringen Mengen in Kosmetika eingesetzt werden dürfen, da sonst eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden kann. Für konventionelle Kosmetik scheint eine Konservierung mit Parabenen jedoch zur Zeit die beste Methode zu sein, alle anderen Substanzen sind als noch kritischer zu bewerten.
Nicht vergessen sollte man aber, dass zertifizierte Naturkosmetik ohne solche billigen Stoffe auskommt, nur dann ist das Produkt eben teurer. Allerdings ist das Nivea Waschgel mit ca 5,- Euro auch nicht gerade preisgünstig….
Nun noch zu meinen Erfahrungen mit dem Produkt. Das Waschgel riecht ganz gut, wie man es von Nivea gewohnt ist. Die Dosierung ist einfach mit dem Klick-Verschluss, es lässt sich gut auftragen. Allerdings wird meiner Meinung nach das Werbeversprechen nicht eingehalten. Ich hätte in einem hautklärenden Mittel jetzt ein paar schöne Kräuter vermutet, Salbei-Extrakt oder Eukalyptusöl das desinfizierend wirkt, eventuell auch Salicylsäure oder was man sonst so gegen unreine Haut einsetzt.
Warum ist dieses Waschgel nun speziell für erwachsene Haut, weil es eben statt Kräutern diesen „unheimlich edlen“ Magnolienextrakt enthält? Also ich sage mal, eine Klärgrube wird auch nicht dadurch plötzlich zum noblen Swimmingpool, weil man etwas Rosenwasser reingekippt hat. Absoluter Flop, Nivea – Nein danke.
PS: Meinen langhaltenden Lippenstift hat das makeup-entfernende Zeug übrigens auch nicht runterbekommen.