Sind Waschnüsse, Seifenkraut und Co. gute Alternativen zu herkömmlichem Waschpulver? Plus: Rezept zum Herstellen von Waschmittel aus Kernseife

von Sandra Cramm

Mit zunehmendem ökologischem Bewusstsein steigt auch die Nachfrage nach Alternativen zu herkömmlichen Waschpulvern, die in der Drogerie und im Supermarkt in vielen Variationen angeboten werden. Im Herbst beobachtet man zunehmend Menschen, die Kastanien sammeln, um daraus Waschmittel herzustellen. Auch Waschnüsse sind seit Jahren in aller Munde, bzw. in aller Waschmaschine. Wie sollen diese Pflanzen eigentlich die Wäsche reinigen? Und was ist so schlecht an Waschpulver? Eine kleine Zusammenfassung und mein Lieblingsrezept zum Wäschewaschen.

Waschen mit Pflanzen – Wie soll das funktionieren?

Es gibt diverse Pflanzenarten, die Saponine enthalten. Dazu zählen neben der Waschnuss (Sapindus mukorossi), der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und dem Seifenkraut (Saponaria officinalis) auch die echte Pavie, das Gipskraut, der gefiederte Seifenbeerbaum, das seifenartige Zinnkraut, die Scharlachlichtnelke, die Kamelie oder die Blätter des Papayabaums. Saponine sind Glycoside, also chemische Verbindungen, die in hohen Konzentrationen auch giftig sein können, insbesondere für Fische. Sie wirken hämolytisch, d. h. sie lösen rote Blutkörperchen auf, sie haben komplexbildende Eigenschaften und beeinflussen die Durchlässigkeit von Membranen. Diese Eigenschaften sorgen für eine gewisse Waschwirkung der Saponine, die durch Schütteln in wässriger Lösung einen Schaum bilden.

Seifenkraut
Seifenkraut (Saponaria officinalis) enthält Saponine, die eine gewisse Waschwirkung haben.

Was ist so schlimm an normalem Waschpulver aus dem Supermarkt?

Fast alle üblichen Waschmittel enthalten Mikroplastik, und zwar nicht nur die Pulver, sondern auch flüssiges Waschmittel. Was man nicht unbedingt vermutet: Es gibt auch flüssiges Plastik, nicht immer sind es feste Partikel. Wenn auch diese Polymere derzeit nicht unter die Definition „Mikroplastik“ fallen, ist davon auszugehen, dass sie in der Umwelt schwer abbaubar sind und sich dort anreichern können. Die zugesetzten Stoffe dienen als Trennmittel, sollen das Wasser enthärten, einen Grauschleier auf der Wäsche verhindern und halten Schmutzpartikel im Wasser in der Schwebe.

Die Organisation Global 2000 und der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Österreich haben eine umfassende Anzahl Waschmittel von namhaften Herstellern untersucht, im überwiegenden Teil der Proben wurden Polymere, also Kunststoffe gefunden. Dazu zählt Sodium Polyacrylate, Styrene/Acrylates Copolymer sowie Trimethylsiloxysilicate in Waschmittel von Ariel, Sodium Polyacrylates Polyvinyl Alcohol, Styrene/Acrylates Copolymer sowie Trimethylsiloxysilicate in Lenor, Sodium Polyacrylate Polyethylene Terephthalate und Styrene/Acrylates Copolymer Polypropylene Terephthalate in Persil, Sodium Polyacrylate in Weißer Riese, Polyvinylpyrrolidone und PVNO Polycarboxylate in Frosch  und sogar Polypropylene Terephtthalate und Polyquaternium-6 im Flüssigwaschmittel von Ecover. Für den Verbraucher ist dies nicht immer ersichtlich, denn die Kennzeichnungspflicht erlaubt, dass auf der Verpackung oft nur von anionischen und nichtionischen Tensiden die Rede ist.

Was steckt noch drin in Waschmitteln?

Bleichmittel: Sie wirken flecklösend, schützen vor dem Vergrauen und haben außerdem eine antibakterielle Wirkung. Sauerstoffbleichmittel sind Natriumpercarbonate oder Bor-Verbindungen, wobei letztere als fruchtschädigend gelten. Eine gesundheits- und umweltfreundliche Alternative ist TAED (Tetraacethylendiamin).

Enzyme: Proteasen, Amylasen, Lipasen und Cellulasen unterstützen die Waschwirkung, indem sie bestimmte Proteine und Bestandteile in organischen Flecken aufbrechen können. Sie sind natürlichen Ursprungs und können auch leicht biologisch abgebaut werden.

Farbinhibitoren: Sie sollen das Verfärben verhindern, oft handelt es sich um schlecht abbaubare Polymere.

Komplexbildner und Wasserenthärter: Phosphorverbindungen dienen als Wasserenthärter und unterstützen die bleichende Wirkung des Waschmittels, sie sind aber schwer abbaubar. NTA und EDTA werden als Alternative für Phosphorverbindungen eingesetzt, sind aber schwach giftig für Wasserorganismen und EDTA fördert die Anreicherung von Schwermetallen im Wasserkreislauf. Biologisch abbaubare Komplexbildner bzw. Wasserenthärter sind MGDA, GLDA und Citrate.

Optische Aufheller: Fluoreszierende Bestandteile, die die Wäsche heller erscheinen lassen, aber nur schwer abbaubar sind.

Konservierungsmittel: Besonders flüssige Waschmittel müssen konserviert werden, wodurch wiederum Stoffe zum Einsatz kommen, die Wasserorganismen gefährden. Ein Grund mehr, auf Flüssigwaschmittel, Caps, Pods und all diese werbewirksam gepushten Produkte zu verzichten.

Ist das Waschen mit Waschnüssen, Kastanien und Co. Denn nun eine gute Alternative zum Waschmittel aus dem Supermarkt?

Die kurze Antwort direkt vorweg: Nein. Ich war noch nie von pflanzlichen Waschmitteln überzeugt und ich will auch kurz erklären, warum.

Unhygienisch: Waschnüsse sollen mehrfach verwendet werden können, zwischendurch müssen sie getrocknet werden. Mit bloßem Auge kann nicht beurteilt werden, ob sich vielleicht Schimmelpilze bilden, wenn der Trocknungsvorgang mal länger (ein paar Tage) dauert. Außerdem wird bei dieser Art zu Waschen kein Bleichmittel oder ähnliches verwendet, was wiederum keimtötend wirken könnte. Um hygienische Wäsche zu erhalten, müsste man stets bei 60 °C waschen, was zum einen Energie verschwendet und zum anderen bei bestimmten Textilien gar nicht möglich ist.

Kastanien
Die Schalen der Kastanien enthalten ebenfalls Saponine

Vergraute Wäsche: Wie bereits beschrieben, werden keine Bleichmittel verwendet, zusätzlich geben die Nüsse oder andere Pflanzen noch eigene Farbstoffe ab, sodass weiße Wäsche mit der Zeit vergrauen wird. Pflanzliche Waschmittel eignen sich daher meiner Meinung nach höchstens für dunklere Wäschestücke.

Geringe Waschwirkung: Unsere Wäsche ist heutzutage im Grunde kaum verschmutzt, was zu dem rein subjektiven Eindruck führt, dass pflanzliche Stoffe aber auch Waschbälle, die ohne Waschmittel auskommen sollen, unsere Wäsche reinigen. Eine Studie der Universität Bonn (Kruschwitz et al. 2013) hat gezeigt, dass die Waschwirkung von Waschnüssen und Waschbällen im Vergleich zum Waschen mit reinem Wasser gleich Null ist. Dazu wurden „Standardflecken“ aus Tee, Kaffee, Schokolade, Gras, Motoröl, Rotwein, Blut und noch einige mehr auf ein Gewebe aufgebracht, nach definierten Bedingungen gewaschen und nachher die Intensität der Flecken mit einem Spektrometer untersucht. Eine geringe Waschwirkung wurde nach Reinigung mit einem Seifenkraut-Waschmittel festgestellt. Allerdings sehe ich dieses Ergebnis kritisch, denn es wurde kein reiner Seifenkraut-Extrakt, sondern eine Mischung mit Tensiden verwendet. So ist leider völlig unklar, ob die Reinigungswirkung nicht ausschließlich auf die Tenside zurückzuführen ist.

Interessant ist jedoch: Eine Reduzierung der empfohlenen Dosierung eines herkömmlichen Waschmittels um 50 % führte zu einer ähnlich guten Reinigungswirkung. Wahrscheinlich benutzen wir also alle deutlich zu viel Waschmittel, alleine an dieser Stellschraube zu drehen könnte die Umweltverschmutzung schon halbieren. Wer also weiter mit herkömmlichen Waschmitteln wäscht, sollte dies im Hinterkopf behalten!

Eine Studie aus Taiwan (Chen et al. 2010) hat sich mit Saponinen aus der Kamelie (Camellia oleifera) und aus der Waschnuss (Sapindus mukorossi) beschäftigt und deren Schaum- und Reinigungswirkung mit dem Tensid SLS verglichen. Die Schaummenge von Camellia oleifera war fast zehnmal geringer als die des Tensids, die Oberflächenspannung konnte von 70 mN/m nur auf 55 mN/m statt 35 mN/m bei SLS reduziert werden. Die Reinigungswirkung wurde an einem definierten Gemisch aus Olivenöl, Kokosöl, Stearinsäure und anderen Fetten ermittelt. Während das Tensid die Fettmischung zu 90 % entfernen konnte, gelang dies der Waschnuss zu knapp 60 % und der Kamelie zu etwa 50 %. Dabei ist zu beachten, dass die Pflanzen unterschiedliche Saponingehalte aufweisen, von der Kamelie wurde zudem der gemahlene und entfettete Samen verwendet. Zur genauen Präparation der Waschnuss vor der Verwendung werden gar keine Angaben gemacht, sodass fraglich ist, ob dieses Ergebnis im Hausgebrauch erreicht werden kann.

Was kann ich denn nun als Alternative zum Wäschewaschen verwenden?

Die gute alte Kernseife ist immer noch mein Favorit. Seife besteht aus den Salzen von Fettsäuren und bildet im Wasser Mizellen, wodurch sie ähnlich gute reinigende Eigenschaften hat wie chemisch hergestellte Tenside. Es können sich durch die Reaktion mit Kalzium-Ionen im Wasser Kalkseifen bilden, die ebenso wie die Fettsäuren nicht löslich sind und durch Mikroorganismen gut abgebaut werden können. Nach 24 Stunden ist Seife in der Regel bereits zu 80 % zersetzt. Darüber hinaus hat Seife alleine durch den hohen pH-Wert von etwa 9 bereits eine keimtötende Wirkung, ohne das zusätzlich antibakterielle Mittel eingesetzt werden müssen. Auf diese Weise wird die Wäsche einfach hygienischer gereinigt. Eine Studie aus Australien (Tovey et al. 2001) hat die Reinigungswirkung von reinem Wasser, Seife und Waschmittel in Bezug auf Allergene der Hausstaubmilbe verglichen. Während reines Wasser die Allergene kaum aus der Wäsche entfernen konnte, kam die Seife bei Temperaturen ab 40 °C schon sehr nahe an die Waschleistung des Tensid-basierten Waschmittels heran. (Wir erinnern uns: Waschbälle z.B. setzen rein auf mechanische Wirkung und waschen ansonsten nur mit Wasser, sie haben Allergenen und Keimen also nichts entgegenzusetzen).

Waschmittel aus Kernseife selber machen
Zeolithmehl und Waschkraftverstärker

Was sich erstmal schlicht und einfach anhört, ist in Wahrheit doch schon wieder etwas kompliziert. Leider ist das, was im Handel als Kernseife verkauft wird, in den meisten Fälle keine reine Kernseife. Fast immer wird EDTA zugesetzt, außerdem enthalten diese Kernseifen oft Parfum und Farbstoffe (z.B. die dalli-Seife von Rossmann). Wer auf ein veganes Produkt wert legt, sollte außerdem darauf achten, dass keine tierischen Fette verwendet werden (Sodium Tallowate), außerdem wird auch oft Palmöl (Sodium Palmate) verseift. Da wir Kernseifenflocken für die Herstellung eines Waschmittels benötigen, ist zu bedenken, dass ein festes Stück Seife erst noch geraspelt werden muss. Wer sich den Muskelkater sparen möchte, sollte deshalb gleich nach Kernseifenflocken Ausschau halten.

Diese Kernseifen enthalten kein EDTA:

  • Hello simple vegane Kernseife (Olivenöl, Kokosöl)
  • Klar Kernseife (Olivenöl, Kokosöl)
  • Wasserrose Seifenflocken (Palmöl, Kokosöl)

 

Rezept Waschmittel aus Kernseife

30 g Kernseife
1400 ml destilliertes Wasser oder gefiltertes Regenwasser
4 gehäufte EL Waschsoda
optional: 3 -5 ml ätherisches Öl oder Wäscheparfum

Kernseife ist besonders bei geringeren Temperatuten nur schwer in Wasser löslich, weshalb sie bereits vorher gelöst werden muss. Aber keine Sorge: Eine Konservierung ist nicht nötig, da die Seifenmischung sich durch den hohen pH-Wert selbst konserviert. Trotzdem würde ich nur Mengen herstellen, die innerhalb eines Monats verbraucht werden können. Besonders Regenwasser sollte vor der Verwendung einmal gründlich zum Kochen gebracht werden.

Herstellung: alles zusammen in einen Topf geben (nicht zu klein, es schäumt!) und solange erhitzen, bis die Kernseifenflocken komplett gelöst sind. Über Nacht stehen lassen, am nächsten Tag hat sich die Masse gallertartig versteift. Noch einmal gut umrühren und abfüllen, dosiert wird etwa so wie bei Flüssigwaschmittel.

 

Rezept Waschkraftverstärker mit Wasserenthärter

300 g Zeolithmehl
100 g Proweiß super oder Proweiß spezial

Zeolith ist ein natürliches Mineral, das Ionenaustauschfähigkeit besitzt. So können Calcium-Ionen aus dem Leitungswasser (aus dem Kalk) gegen Magnesium-Ionen aus dem Zeolith getauscht werden und das Wasser wird weicher. Das „Proweiß“ ist ein Bleichmittel und Waschkraftverstärker, das bereits aus Hobbythek-Zeiten bekannt ist und unbedenkliche Inhaltsstoffe enthält, die gut abbaubar sind. Das Mittel kann nicht direkt in die Kernseifenmischung gerührt werden, da es unter Zusatz von Wasser sofort aktiviert wird und seine Wirksamkeit in der Folge verliert. Es darf also erst zusammen mit der Wäsche mit Wasser in Berührung kommen, vorher unbedingt trocken lagern. Mein Tipp: Seifenwaschmittel mit Dosierball direkt in die Waschtrommel geben, den Waschkraftverstärker als Pulver in das Waschmittelfach der Maschine.

 

Rezept „Weichspüler“

200 ml Weißweinessig
800 ml destilliertes Wasser oder gefiltertes Regenwasser
optional: 3 -5 ml ätherisches Öl oder Wäscheparfum

oder:

40 g Zitronensäure (Pulver)
1000 ml destilliertes Wasser oder gefiltertes Regenwasser

Der „Gegenspieler“ der Seife mit hohem pH-Wert ist eine saure Lösung mit niedrigem pH-Wert. Wenn sich während des Waschvorgangs Kalkseifenrückstände gebildet haben, können diese mit sauren Lösungen neutralisiert werden, die Fettsäuren werden dadurch wieder frei und können sich pflegend um die Fasern der Stoffe legen. So wird die Wäsche schön weich, Waschmittelreste werden ausgespült. Es wird dafür entweder der Essig mit Wasser gemischt oder die Zitronensäure im leicht erwärmten Wasser gelöst. Wenn für manche der Essiggeruch etwas unangenehm ist (wenn er auch nach dem Waschen schnell verfliegt), empfehle ich die Zitronensäurelösung. Der „Weichspüler“ muss in das Weichspülerfach der Maschine gefüllt werden, er darf nicht zusammen mit der Seife an die Wäsche gelangen, sondern erst nach dem eigentlichen Waschvorgang.

 

Literatur:

Umweltschutzorganisation Global 2000 (2019): Test – Plastik in Waschmitteln, über www.global2000.at.

Kruschwitz, A./Augsburg, A./Stamminger, R. (2013): How effective are alternative ways of Laundry Washing?. Tenside, Surfactance, Detergents, Band 50, Heft 4, de Gruyter Verlag.

Laitala, K./Kjeldsberg, M. (2012): Cleaning Effect of alternative laundry products. Tenside, Surfactance, Detergents, Band 47, Heft 6, de Gruyter Verlag.

Tovey, E. R./Taylor, D. J./Mitakakis, T. Z./DE Lucca, S. D. (2001): Effectiveness of Laundry Washing Agents and Conditions in the Removal of Cat and Dust Mite Allergen from bedding Dust. Journal of Allergy and Clinical Immunololgy 2001, 108 (3), S. 369-374.

Chen, Y.-F./Yang, C.-H./Chang, M.-S./Ciou, Y-P./Huang, Y.-C. (2010): Foam Properties and Detergent Abilities of the Saponins from Camellia oleiforia. International Journal of Molecular Science 2010, 11, S. 4417-4425.

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