Mineralische Erden sind natürlichen Ursprungs und werden auf vielfältige Art und Weise zur Hautpflege eingesetzt. Besonders gerne verwendet man sie zur entfettenden Pflege von Haut und Haar. Als Maske reinigen Tonerden und Heilerde die Haut porentief und enthalten darüber hinaus noch eine Menge vitalisierender Minerale und Spurenelemente. Wir wollen die Wirkung dieser Naturprodukte in chemischer Hinsicht einmal genauer betrachten. Wie kommt ihre Wirkung eigentlich zustande?
Wie wirkt Tonerde auf der Haut? Oder: Die wunderbare Welt der Tonerde-Chemie
Grundsätzlich handelt es sich bei allen Tonerden um Tonminerale bzw. Schichtsilikate, die Verwitterungsprodukte von Gesteinen (Granit etc.) sind. Sie enthalten die „übriggebliebenen Reste“ des Gesteins, beispielweise Kieselsäure und Minerale wie Kupfer, Zink und Magnesium. Die Schichtsilikate verdanken ihren Namen dem Umstand, dass sie aus verschiedenen Schichten aufgebaut sind, meist sind es Silizium- und Aluminium-Schichten, jedoch kann das Aluminium auch zum Teil durch Magnesium substituiert werden.
Man unterscheidet außerdem zwischen 2-Schicht-Silkaten (z.B. Kaolinit), 3-Schicht- (z.B. Illit, Montmorillonit) bis hin zu Vier-Schicht-Silikaten.
Durch die genannten Substitutionen entstehen sogenannte Schichtladungen, nur die 2-Schicht-Silikate haben stets eine Ladung von Null. Bei den anderen wird dieses Ungleichgewicht durch Einlagerung von Ionen ausgeglichen, die dann für die charakteristische Färbung sorgen. Kaolinit ist aus diesem Grund immer weiß.
Da die Tonminerale eine sehr große Oberfläche haben, haben sie ausgesprochen gute absorbierende und desorbierende Eigenschaften, d.h. sie haben eine hohe Kationenaustauschkapazität. Diese ist bei 3-Schicht-Minerale höher als bei 2-Schicht-Mineralen.
Tonminerale tauschen bevorzugt Säuren (H+-Ionen) gegen ihre Nährstoffe wie Magnesium etc. aus, was auf der Haut dazu führt, dass diese stark entfettet und gereinigt wird, da die Fettsäuren auf der Hautoberfläche aufgenommen werden.
Eine Hilfe hierbei sind die Kapillarkräfte, die dafür sorgen, dass Flüssigkeiten in schmalen Röhrchen aufsteigen. Umso kleiner der Durchmesser, umso größer ist die Steighöhe – und Tonminerale haben lediglich sehr sehr feine Poren, wodurch starke Kapillarkräfte wirken. Unterstützt wird dieser Effekt durch Verdunstung an der Oberfläche, diese zieht Feuchtigkeit von unten nach oben, wo sie schließlich verdunstet. Das heißt: Mit Wasser angerührte Tonerdemasken sollten nur sehr dünn auf die Haut aufgetragen werden, damit der Verdunstungseffekt „ziehen“ kann. Eine dicke Maske trocknet zu langsam und der Effekt bleibt aus wenn man die noch feuchte Maske wieder abwäscht. Auch ein Anrühren der Maske mit Milch, Öl oder anderen fetthaltigen Flüssigkeiten sollte vermieden werden, da die Fettmoleküle die Kapillare verstopfen und somit den Ionenaustausch mit dem hauteigenen Fett verhindern.
Ghassoul
Wird auch als Lavaerde bezeichnet, was aber mit Lava nichts zu tun hat, sondern sich vom Wort lavare = waschen ableitet. Es handelt sich um einen Montmorillonit, der neben Aluminium und Silizium auch Calcium, Magnesium und Natrium enthalten kann.
Grüne Tonerde
Diese Bezeichnung gilt auch für den grünen Montmorillonit (siehe Ghassoul), in den meisten Fällen handelt es sich aber um einen Illit, der neben Kalium vermutlich Eisen enthält. Bestimmte grüne Tonerde aus Frankreich soll auch antibakteriell wirken können, was vermutlich auf den dortigen erhöhten Gehalt von Spurenelementen wie Brom, Jod oder Silber zurückzuführen ist.
Gelbe Tonerde
Ein Illit gefärbt durch Eisen- und Magnesiumoxid. Etwas milder als die grüne Tonerde.
Rote Tonerde
Illit mit hohem Gehalt an Eisenoxid.
Weiße Tonerde
Ist ein Kaolinit („Kaolin“) und somit lediglich ein 2-Schicht-Silikat mit geringerer Kationenaustauschkapazität, deshalb ist sie sehr mild und kann auch bei sehr trockener und empfindlicher Haut angewendet werden.
Zeolithmehl
Zeolithe gehören nicht zu den Schichtsilikaten, haben aber einen ähnlichen Aufbau und interessante Wirkung. Ebenso wie die Tonerden bestehen sie vorwiegend aus Aluminium- und Silizium-Tetraedern und haben eine mikroporöse Struktur. Das im Handel angebotene Zeolithmehl bzw. Zeolithpulver besteht hauptsächlich aus Klinoptilolith, einem Blätterzeolith. Durch die poröse Struktur ergibt sich ein hohes Absorptionsvermögen und große Kationenaustauschkapazität. Üblicherweise enthält der Zeolith Calcium, Magnesium, Natrium und Kalium. In der Technik wird Zeolith neben der Wasserenthärtung sogar zur Absorption von (radioaktiven) Schwermetallen eingesetzt.