Review: Seife von Lush: Mr. Bumble

von Sandra Cramm

Seit ca. 4 Jahren mache ich selber Seife. Besonders in den letzten Monaten, seit es nun auch eine Lush-Filiale in unserem neuen Einkaufszentrum in Hannover gibt, werde ich dann oft angesprochen „Kennst Du auch Lush? Warste Du da schonmal? Die haben ja auch so tolle Sachen!“, woraufhin ich meistens gequält das Gesicht verziehe….

Mehrere Male bin ich schon an deren Shop vorbeigeschlichen, kurz reingegangen und habe es kaum ausgehalten, weil es dort so penetrant und intensiv nach all ihren Düften riecht… Dazu diese glitzernden Seifen um die sich hordenweise junge Mädchen scharen… Ziemlich anstrengend der Laden 😉

Nun habe ich aber tatsächlich mal eine Seife von denen in die Finger bekommen. Bei “ Mr Bumble“ handelt es sich um ein Tuch mit Bienenaufdruck, in dem eine große Badekugel und eine Seife eingewickelt sind. Gegen die Badekugel kann man gar nicht viel sagen, diese enthält wie üblich Natriumkarbonat und Zitronensäure, dazu ätherische Öle, Rhassoulerde, Honig, Aloe Vera Gel… Alles gut soweit!

Die Tuchbiene Mr. Bumble

Aber bei der Seife habe ich doch gestaunt…. Hier die Inhaltsstoffe, man bedenke, dass diese in der Reihenfolge der verwendeten Menge aufgeführt werden:

Honigwasser, Propylenglykol, Rapsöl, Kokosöl, Natriumlaurylsulfat, Wasser, Sodium Stearate, Natriumhydroxid, Parfum, Bienenwachs, Wildorangenöl, Bergamotteöl, Aloe Vera Extrakt, Glyzerin, Kochsalz, EDTA, Tetrasodium Etidronate, Gardenienextrakt, Titandioxid, Benzyl Benzoate.

Ich habe mal die Zutaten fett geschrieben, die bei mir auf keinen Fall in die Seifen kommen würden und dort auch eigentlich nix zu suchen haben. Ich finde sehr interessant, dass Propylenglykol noch VOR den eigentlich zu verseifenden Fetten aufgelistet ist, die ja den größten Anteil in der Seife haben müssten (neben der verwendeten Flüssigkeit natürlich).  Propylenglykol (oder auch Propandiol) wird als Weichmacher und Feuchthaltemittel in Kosmetika eingesetzt, außerdem kann es die Löslichkeit von Stoffen verbessern und Emulgierbarkeit fördern. Das Zeug wirkt hautirritierend und sollte in Kosmetika nur in Konzentrationen bis 15% eingesetzt werden. Nun muss man zwischen „Leave-On“- (Cremes etc.) und „Wash-Off“-Produkten (Duschgel etc.) unterscheiden, ich vermute dass man dort höhere Konzentrationen verwenden kann, da das Produkt ja wieder abgespült wird. Aber dass der Stoff hier ganz vorne auf der Liste steht, ist doch sehr seltsam, da er ja auch völlig überflüssig ist. Ich hab schon überlegt, ob mit diesem Alkohol quasi eine Art Glyzerinseife (Glyzerin steht ja auch zusätzlich auf der Liste, wenn auch weit hinten) gemacht wurde (also Lösung der reinen Seife in Alkohol), einfach nur um das Gewicht möglichst billig zu erhöhen und so den Gewinn zu maximieren…. Hm. Weiß man nicht.

Zu den Fetten ist zu sagen, dass zum einen lediglich 2 Fette verwendet wurden, was eher eine einfache (billige…) Seife ausmacht, und dazu noch die billigsten, die zu kriegen waren (Raps- und Kokosöl). Kokosöl ist als Schaumfett unverzichtbar, trocknet aber in höheren Konzentrationen die Haut aus, sodass sie in der Regel nur max. 1/3 der Seife ausmachen sollte, besser nur ca. 25%. Laut Reihenfolge ist hier zwar mehr Rapsöl als Kokosfett enthalten, allerdings wird die Seife bei zu viel Öl nicht fest, und da keine weiteren evtl. stabilisierend wirkenden Fette dabei sind, wird der Anteil Kokosfett sicher nicht unerheblich hoch sein.  Oder hier springen die anderen Zusatzstoffe ein und machen die Seife fest… Alles in Allem keine recht überzeugende Mischung.

Ansonsten noch diverse Zusatzstoffe, die man aus Duschgels etc. kennt: Natriumlaurylsulfat ist eine waschaktive Substanz und wirkt hautreizend und allergieauslösend, weshalb ihr Einsatz in Kosmetika umstritten ist, im chemischen Labor wird es zur Denaturierung von Eiweißen verwendet, sehr vertrauenserweckend… EDTA ist ein Komplexbildner der zur Wasserenthärtung eingesetzt wird, man findet ihn auch als Lebensmittelzusatzstoffe (ist aber beispielsweise in Australien nicht zugelassen, die werden schon wissen warum). EDTA wird im Abwasser nur sehr langsam abgebaut und ist sehr mobil. Der Stoff gilt als ökologisch bedenklich, da der Komplexbildner Schwermetalle aus Sedimenten lösen kann, die dann in unserem Trinkwasser zu finden sind. Das Umweltbundesamt empfiehlt offiziell, Ersatzstoffe für EDTA zu verwenden. Naja, dann noch ein paar weitere Konservierungsstoffe, Weichmacher bzw. Lösungsmittel ( Tetrasodium Etidronate, Benzyl Benzoate) und fertig ist die Seife.

Man muss natürlich sagen, dass diese Stoffe auch in allen möglichen anderen Kosmetika, die man im Handel bekommt, zu finden sind. Sie sind natürlich auch zugelassen, da gibts nix zu beanstanden. Soweit ich weiß macht Lush ja auch keine „Biokosmetik“, sondern es soll einfach bunt sein, glitzern und möglichst abartig riechen. Aber mir persönlich ist sowas immer ein Dorn im Auge, zumal man dann oft hört „Deine Seife ist so weich, die muss man immer ganz trocken halten sonst schmiert die hier rum“…. Ja genau, weil sie nicht übermäßig Kokosfett oder irgendwelche Zusatzstoffe enthält, die genau diesen haptischen Eindruck verbessern sollen. Und wenn die Leute von Chemie so verwöhnt sind, dass sie Natur schon als anstrengend und unpraktisch empfinden, dann finde ich das eben nicht gut… So, mein Wort zum Donnerstag 😉

Nee aber im Ernst, meiner Ansicht nach ist der Reiz der Seifenherstellung ja genau der, dass chemische Stoffe vermieden werden können und Seife biologisch schnell abbaubar und (mit Pflanzenölen hergestellt) ein sehr nachhaltiges, umweltfreundliches und allergiearmes Produkt ist.

Badekugel und Seife

PS: Alle anderen handelsüblichen Seifen haben übrigens ebenso Zutaten aus dem Chemiebaukasten, nicht nur Lush. Nimmt man nur sowas wie Dove oder Nivea Cremeseife, gehen einem auch die Augen über. Das ist eigentlich alles keine Seife mehr.

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5 Kommentare

Anonym 19. November 2012 - 18:54

Hallo Sandra,
nein, du bist mir nicht auf den Schlips getreten! 🙂 Grundgedanke des Geschenks war die künftige Imkerei deines Freundes. Da fand ich "Mr. Bumble" irgendwie passend. Zudem habe ich angenommen, dass Lush (auch aufgrund der hohen Preise) hochwertige und natürliche (!) Produkte herstellt. Ich kaufe dort sehr gerne ein. Da du die SeifenFachFrau bist, bin ich über die Bedeutung der Inhaltsstoffe von der o.g. Seife überrascht… da hätte ich doch Besseres von Lush erwartet. Ich hoffe, dass du noch mehr über Lush-Produkte (Seifen, Duschgele, festes Schampoo, Make-Up etc.) schreiben würdest.
Vielen Gruß
die Ex-Kollegin von deinem Freund 🙂

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uschilise 19. November 2012 - 19:28

Hui, freut mich dass Du es mir nicht übel nimmst 🙂 Ich hatte tatsächlich noch vor, einen weiteren Beitrag über Lush zu posten, ich nehme das jetzt mal zum Anlass, keine Müdigkeit vorzuschützen und es jetzt sofort zu tun…. Liebe Grüße!

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Anonym 6. Dezember 2012 - 9:58

Hallo Uschi, super deine Erklärung über L**h. Mir macht inzwischen schon nur der Besuch im Shop schon Kopfschmerzen, da der Duft dort so stark ist. Aber ich höre das inzwischen auch von anderen.
Wünsche dir noch einen schönen Tag.
LG
Kerstin

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Anonym 13. Dezember 2012 - 0:14

Hallo euch allen zusammen. Ich habe mir heute bei L**h eine Seife gekauft das erste mal. Da ich aber schon immer interesse daran habe Seife selbst herzustellen und auf diese Seite gestoßen bin und von den Inhaltsstoffen der Lush Seife auch nicht überzeugt bin wollte ich fragen ob hier jemand ein so genanntes Rezept hätte wie man Seife ohne solch vielen Inhaltsstoffe herstellen kann. Vielen Dank schon einmal im voraus.

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uschilise 13. Dezember 2012 - 10:54

Informationen und ein Grundrezept findest du auf Naturseife.com, viel Spass 🙂

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