Der Sommer kommt und mit ihm die ungeliebten Quälgeister: Mücken, Bremsen und Zecken. Während Stechmücken in unseren Breiten (noch) eher selten gefährliche Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber übertragen, sieht dies bei Zecken schon anders aus. Sie können durch ihren Biss Lyme-Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sowie einige andere sehr seltene Krankheiten auslösen. Ein guter Schutz vor diesen Insekten ist deshalb besonders für Kinder wichtig. Doch welche Wirkstoffe gibt es? Und sind diese auch ungefährlich für Menschen und Haustiere? Ein kleiner Überblick.
Diethyltoluamid (DEET)
Dieser chemische Stoff zur Insektenabwehr wurde 1946 in den USA für militärische Zwecke entwickelt. In tropischen Gebieten wie Südostasien sollte es die Soldaten zuverlässig vor Malaria und anderen schweren Krankheiten schützen, so wurde DEET zum Beispiel im Vietnam-Krieg eingesetzt. Es kann Allergien auslösen und Augen sowie Schleimhäute reizen, DEET sollte aus diesen Gründen nicht bei Schwangeren, in der Stillzeit und bei Kindern unter 2 Jahren verwendet werden. DEET ist ein Lösungsmittel und kann Kunststoffe wie Sonnenbrillen oder Kleidung aus Kunstfasern, aber auch Leder angreifen. Dieses Mittel sollte nur in den Tropen verwendet werden, wo der Schutz vor Krankheiten oberste Priorität hat. In Deutschland ist ein solch starkes Mittel nicht nötig. Enthalten ist DEET beispielsweise in Anti-Brumm forte.
Hydroxyethyl-Isobutyl-Piperidin Carboxylat (Icaridin)
Der Stoff ist auch unter den Namen Picaridin, Hepidanin, Saltidin oder Bayrepel bekannt. Icaridin schützt auch gegen Zecken bzw. den gemeinen Holzbock und greift keine Kunststoffe an. In Nicht-Malaria-Gebieten, also Mitteleuropa, ist dieses Repellent der Stoff der Wahl, da es auch für Kinder geeignet ist. Es reizt die Schleimhäute deutlich weniger als DEET, muss aber auch in kürzeren Zeitabständen aufgetragen werden, damit eine ähnlich hohe Schutzwirkung erzielt werden kann. Icaridin ist in den meisten Cremes und Sprays im Handel enthalten, zum Beispiel in Anti-Brumm sensitiv, Autan Family, Zeckito classic (Rossmann) und S-Quito free (dm Drogeriemarkt).
Ethyl-Butylacetylaminopropionat (IR3535, EBAAP)
EBAAP wird eher selten in Produkten eingesetzt, dabei ist er weniger toxisch für Wasserorganismen als DEET und Icaridin. Es hilft gut bei der Abwehr von Zecken, als Repellent gegen Mücken ist es jedoch weniger wirksam als DEET. Laut Herstellerangaben eignet es sich bereits für Kinder ab 2 Monaten und Schwangere, so ist es beispielsweise in Ballistol Stichfrei Kids Mücken- und Zeckenschutz enthalten. Es wird häufig in Sprays für Pferde oder Reiter eingesetzt, welche Schutz vor Fliegen und Bremsen bieten sollen, so findet man es zum Beispiel im Schopf Mückenschutzspray oder Atack Control Insektenschutzspray.
p-Menthan-3,8-diol (PMD)
PMD ist auch unter den Namen Citrepel und Citriodiol im Handel. Der Stoff ist natürlicher Bestandteil des Zitroneneukalyptus (auch Lemon Eucalyptus, Eucalyptus citriodora). Unter den Handelsnamen Citrepel und Citriodiol wird der Wirkstoff hochkonzentriert vertrieben und soll laut Herstellerangaben die meisten synthetischen Repellents sogar in deren Wirksamkeit übertreffen. PMD hilft gegen Mücken, Fliegen und auch Zecken und hat eine geringe Toxizität. Es eignet sich für Kinder ab 6 Monaten und ist zum Beispiel in Mosquito Insektenschutz-Spray, Zedan oder S-quito free für Babys & Kids (dm Drogeriemarkt) enthalten.
Was sind natürliche Alternativen zu chemischen Repellents?
Bei natürlichen Mitteln gegen Mücken und Zecken gibt es zwei Wirkansätze: spezielle natürlich vorkommende chemische Verbindungen und ein hoher Gehalt an Laurinsäure. Fette Öle mit einem hohen Gehalt an Laurinsäure sind sanft zur Haut und deutlich weniger aggressiv als ätherische Öle. Grundsätzlich wird den gesättigten Fettsäuren mit 8 bis 10 C-Atomen eine insektenabwehrende Wirkung zugeschrieben, dazu zählen neben der Laurinsäure (Dodecansäure) auch Caprylsäure (Octansäure), Pelargonsäure (Nonansäure), Caprinsäure (Decansäure) und Undecansäure.
Kokosöl und Babassuöl
Beide enthalten viel Laurinsäure, pflegen außerdem die Haut und haben nur ein niedriges Allergiepotential, somit eignen sie sich besonders gut bei kleinen Kindern oder auch Tieren. Natives Kokosöl als auch Babassu kann einen starken Eigengeruch haben, den nicht jeder als angenehm empfindet. Trotzdem sollten beide Öle möglichst nicht desodoriert und wenig verarbeitet oder gehärtet verwendet werden. Da es sich um tropische Pflanzen handelt, sollte auch auf Bio-Qualität und nachhaltigen Anbau geachtet werden.
Neembaum (Azadirachta indica) und Margosa Extrakt
Neemöl (oder auch Niemöl) wird aus den Steinfrüchten des Neembaumes gepresst, es enthält unter anderem Azadirachtin und Salannin, die als Insektizide gelten. Sie stören die Synthese von Chitin bei Insekten, sodass diese sich nicht vermehren können und die Population schließlich abstirbt. Deshalb wird Neemöl bei bereits vorhandenem Befall eingesetzt, beispielsweise bei Tieren oder auch bei Kopfläusen. Die abwehrende Wirkung gegen Insekten ist eher gering.
Anders ist die beim Margosa-Extrakt. Dieser wird aus verschiedenen Pflanzenteilen des Neembaumes extrahiert (Blätter, Rinde, Früchte etc.) und ist nicht mit dem Neemöl gleichzusetzen. Dieser sehr konzentrierte Extrakt mit den Inhaltstoffen Azadirachtin, Salannin und Nimbin wird in Produkten als Repellent eingesetzt, er soll gegen Milben, Zecken, Flöhe, Ameisen und Motten wirken.
Ätherische Öle
Bestimmte natürlich vorkommende chemische Verbindungen wirken abwehrend auf Insekten. Dabei handelt es sich sehr häufig um Monoterpene wie Pinen oder Camphen, aber auch Duftstoffe wie Limonene. Diese sind in der Regel am stärksten in den ätherischen Ölen der Pflanzen konzentriert. Dazu muss man wissen: Pflanzen nutzen ätherische Öle grundsätzlich zur Abwehr von Schadinsekten, d. h. alle ätherischen Öle helfen mehr oder weniger gegen bestimmte Fraßfeinde bzw. Insekten, sind somit auch in der Regel antimikrobiell oder fungizid. Da ätherische Öle die entsprechend wirksamen Bestandteile deutlich konzentrierter enthalten als die Pflanze in ihrer Gesamtheit, besteht auch das Risiko der Hautirritation, was teilweise durch UV-Strahlung noch verstärkt werden kann. Dessen sollte man sich bewusst sein, denn auch natürliche Mittel sind nicht völlig nebenwirkungsfrei. Besonders bei kleinen Kindern sind sie nicht das Mittel erster Wahl.
Zitrusöle
Mandarine (Citrus reticulata), Orange (Citrus sinensis), Grapefruit (Citrus paradisi), Pampelmuse (Citrus maxima), oder auch Bergamotte (Citrus limon) und Petitgrain (Citrus aurantium) – Sie alle gehören zur Gattung der Zitruspflanzen. In diesen Ölen findet man hohe Gehalte an Monoterpenen, weshalb sie sich gut zur Insektenabwehr eignen. Einige Vögel und auch Säugetiere wälzen sich in den herabgefallenen Früchten und Blättern von Zitruspflanzen, um damit Insekten fernzuhalten. Dabei muss es nicht das reine ätherische Öl sein: Die freigesetzte Flüssigkeit einer angeritzten Zitrusfrucht-Schale auf die Haut gerieben bietet schon einen guten Schutz vor Mücken, Zecken und auch Ameisen (Weldon et al. 2011).
Kiefer, Pinie und Zedern
Pflanzen der Gattung Pinus enthalten einen hohen Anteil an Monoterpenen wie Pinen, Camphen und Limonen. Aus diesem Grund haben Kiefernöl, Pinienöl und Zedernöl aber auch Zypressenöl und Wacholderöl eine abwehrende Wirkung auf Insekten. Die Tränenzypresse (Cupressus funebris) und der gemeine Wacholder (Juniperus communis) haben in Studien innerhalb der ersten 2 Stunden eine ebenso gute Abwehrwirkung auf Zecken gezeigt wie DEET, die allerdings nach 4 Stunden leicht und nach 6 Stunden dann deutlich nachließ (Carroll et al. 2011). Bei der Anwendung dieser Öle sollte man bedenken, dass sie ein hohes Allergiepotential haben und die Haut reizen können.
Geraniol
Geraniol ist ein Monoterpen, das häufig als Duftstoff in Parfums und Waschmitteln eingesetzt wird. Den höchsten Gehalt an Geraniol findet man in Palmarosa (Cymbopogon martinii), Pflanzen der Gattung Geranium und in Rosenöl, aber auch Wermut (Artemisia absinthium), Koriander (Coriandrum sativum), Lorbeer (Laurus nobilis) und Muskat (Myristica fragrans). In Studien konnte gezeigt werden, dass Geraniol nach den chemischen Repellents bei den untersuchten ätherischen Ölen eine der besten Wirkungen bei der Abwehr von Zecken zeigt und in der Untersuchung besser abgeschnitten hat als Lavendelöl oder Neemöl (Kröber et al. 2013).
Echte Katzenminze (Nepeta cataria)
Katzenminze enthält Nepetalactone, ein Iridoid-Monoterpen. Während es auf potentielle Bestäuber und Katzen dank pheromonähnlicher Wirkung anziehend wirkt, hat ihr ätherisches Öl auf Flöhe, Mücken, Kakerlaken und Zecken eine gegenteilige Wirkung. In Studien konnte gezeigt werden, dass das ätherische Öl gegen Mücken (Anopheles- und Culex-Arten) sowie gegen bestimmte afrikanische Zeckenarten eine teils stärker abwehrende Wirkung zeigt als das DEET (Birkett et al. 2011).
Gagel (engl. Bog Myrtle) (Myrica gale)
Der Gagelstrauch oder auch Moor-Gagel ist bei uns durchaus verbreitet, wenn er auch oft wegen seines unscheinbaren Aussehens übersehen wird. In Großbritannien und Irland wird sein Öl seit Jahrhunderten traditionell zur Abwehr von Mücken und Fliegen eingesetzt (Skene et al. 1958), während diese Anwendung bei uns nahezu unbekannt ist. Aus diesem Grund ist Gagel-Öl auch nur schwer zu bekommen. Die Pflanze selbst kann man jedoch im Fachhandel kaufen, sodass man sich den ein oder anderen Gagelstrauch in den Topf oder in den Garten pflanzen kann.
Teebaumöl
Melaleuca-Arten gehören zu den Myrtengewächsen, die insgesamt sehr hohe Gehalte an Monoterpenen aufweisen. Dazu gehören neben dem Teebaum (Melaleuca alternifolia) auch Eukalyptus, Piment, Cajeput, Niaouli und noch einige mehr. Heimisch sind diese Pflanzen meist in Australien oder Südamerika. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass das Öl der Myrtenheide (Melaleuca ericifolia) ähnlich gute abwehrende Eigenschaften gegen Mücken und Fliegen hat, wie ein im Handel erhältliches Produkt mit synthetischem Inhaltsstoff (Greive et al. 2010).
Zitroneneukalyptus, Menthol und Minze
Der Stoff p-Menthan-3,8-diol (PMD), der als chemisches Repellent wirkt, wird aus dem Zitroneneukalyptus (Eucalyptus maculata citriodon) synthetisiert. Allerdings ist er kaum im ätherischen Öl enthalten, sondern in anderen Teilen der Pflanze, weshalb der Nutzen des ätherischen Öls nicht höher zu bewerten ist, als der anderer ätherischer Öle. PMD kommt aber auch natürlich in Menthol vor, welches wiederum mit bis zu 50% ein Hauptbestandteil in Minzöl (auch als japanisches Minzöl bekannt) ist. Man konnte zeigen, dass Minzöl teils sehr effektiv bis zu 6 Stunden vor Mücken schützt (Ansari et al. 200).
Anti-Mücken-und-Zecken-Stick oder Creme
90 g Kokosöl
10 g Bienenwachs (oder Sonnenblumenwachs, Sojawachs etc.)
12 g Geraniumöl
5 g Katzenminzeöl
3 g Minzöl
Kokosöl hat einen sehr niedrigen Schmelzpunkt, weshalb man es (besonders in den Sommermonaten) durch ein Wachs etwas stabilisieren sollte. Prinzipiell ist es aber auch möglich, auf das Wachs zu verzichten. Frisches und naturbelassenes Bienenwachs enthält allerdings seinerseits ein bestimmtes Pheromon, das Geraniol und Citral enthält und somit zusätzlich abweisend auf Mücken und Zecken wirkt. Das Wachs mit dem Kokosöl im Wasserbad aufschmelzen, leicht abkühlen lassen und die ätherischen Öle hinzugeben, in kleine Sticks (z.B. für Deos), Tiegel oder Gläser abfüllen.
Anti-Mücken-Kerze
200 g Wachs (oder Wachsreste nach Bedarf und Größe des Gefäßes)
1 passender Docht
1 feuerfestes Gefäß
5 g Wacholderöl
10 g Petitgrain oder ein anderes Zitrusöl
5 g Kiefernnadelöl
5 g Gagelöl
Die Menge der ätherischen Öle bezieht sich auf 200 g Wachs, wenn mehr verwendet wird, sollte sie angepasst werden. Prinzipiell kann ein ätherisches Öl auch durch ein anderes ersetzt werden, wenn es nicht vorrätig sein sollte. Es muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass es sich nicht um Duftöle oder Parfumöle handelt, nur natürliche ätherische Öle haben eine Wirkung auf Insekten. Den Docht mittig ins Gefäß hängen (mit Wäscheklammern oder ähnlichem zentrieren und halten), das Wachs schmelzen und erst dann die Mischung ätherischer Öle hinzugeben. In das Kerzenglas gießen und erkalten lassen.
Ein Wort zu den genannten Studien zur Wirksamkeit der ätherischen Öle: Die gefundene Wirksamkeit ist immer mit Vorsicht zu betrachten. Manchmal wird unter Laborbedingungen getestet, die nicht exakt auf die echte Anwendung übertragen werden können. Ein anderes Mal ist die Konzentration des getesteten Öls so hoch, wie wir es unter realen Bedingungen auf der Haut gar nicht erreichen würden (Stichwort: Allergiepotential). Die Ergebnisse müssen deshalb als Anhaltspunkte verstanden werden und sollen einen groben Überblick über die möglichen Alternativen zu gekauften Produkten geben. Wer in die Tropen fährt und sich dort der Gefahr von krankheitsübertragenden Insekten aussetzt, sollte IMMER einen professionellen chemischen Schutz dabeihaben.
Studien:
Ansari, M.A. / Vasudevan, P./ Tandon, M./ Razdan, R.K. (2000): Larvicidal and mosquito repellent action of peppermint (Mentha piperita) oil, Bioresource Technology 71, S. 267-271.
Kröber, T./Bourquin, M./Guerin, P. M. (2013): A standardised in vivo and in vitro test method for evaluating tick repellents, Pesticide Biochemistry and Physiology 107, S. 160-168.
Weldon, P. J./ Carroll, J. F./ Kramer, M./ Bedoukian, R. H./ Coleman, R. E./ Bernier, U. R. (2011): Anointing Chemicals and Hematophagous Arthropods: Responses by Ticks and Mosquitoes to Citrus (Rutaceae) Peel Exudates and Monoterpene Components, Journal of Chemical Ecology 37, S. 348–359.
Greive, K. A./ Staton, J. A./ Miller, P. F./ Peters, B. A./ Oppenheim, J. (2010): Development of Melaleuca oils as effective natural-based personal insect repellents, Australian Journal of Entomology 49, S. 40–48.
Birkett, M. A./ Hassanali, A./ Hoglund, S./ Pettersson, J./ Pickett, J. A. (2011): Repellent activity of catmint, Nepeta cataria, and iridoid nepetalactone isomers against Afro-tropical mosquitoes, ixodid ticks and red poultry mites, Phytochemistry 72, S. 109–114.
Skene, K. R./Sprent, J. I./Raven, J. A./Herdman, L. (1958): Myrica gale L., List Br. Vasc. Pl. (1958) 333.1, neu veröffentlicht im Journal of Ecology 88, S. 1079-1094.
Zhu, J. J./Cermak, S. C./Kenar, J. A./Brewer, G./Haynes, K. F. et al. (2018): Better than DEET Repellent – Compounds Derived from Coconut Oil, Nature Scientific Reports 8:14053.
Schwantes, U./Dautel, H./Jung, G. (2008): Prevention of infectious tick-borne diseases in humans: Comparative studies of the repellency of different dodecanoic acid-formulations against Ixodes ricinus ticks (Acari: Ixodidae), Parasites & Vectors 1:8.
Colucci, B./Müller, P. (2018): Evaluation of standard field and laboratory methods to compare protection times of the topical repellents PMD and DEET, Nature Scientific Reports 8:12578.