Fermentierte Brombeerblätter – oder: Das Schwarztee-Plagiat

von Sandra Cramm

Vor einiger Zeit habe ich gelesen, dass man früher Brombeerblätter, Himbeerblätter und Erdbeerblätter gepflückt und fermentiert hat, um sie als Tee aufzubrühen. Das Ganze soll dann schwarzem Tee sehr ähnlich schmecken und wurde in mageren Zeiten als Ersatz getrunken.

Fermentation bedeutet nichts weiter als Gärung, also Umwandlung des Pflanzenmaterials durch bestimmte Enzyme. Bei der industriellen Fermentierung werden entsprechende Bakterien und Pilze künstlich hinzugefügt, allerdings sind diese in bestimmter Anzahl auch auf den Blättern schon vorhanden, sodass es auch ohne Zusätze zur Gärung kommt. Zumindest meistens, denn im schlechtesten Fall kann es passieren, dass das ganze Zeug einfach nur wegschimmelt…. Aber das riecht man dann schon 🙂

Hier nun mein Erfahrungsbericht:

Zunächst einmal muss man mit einem Körbchen und Handschuhen bewaffnet raus in die Natur, um Brombeerblätter zu pflücken. Meist stehen Brombeersträucher im Wald oder am Waldesrand, hier sucht man sich einfach die schönsten Blätter aus (wenig vertrocknet und braun oder von Raupen zerfressen). Aber Achtung, die Brombeeren haben nicht nur an den Ästchen Stacheln, sondern bis auf den Blattanfang hinauf, auch später kann der Tee noch pieksig sein. Natürlich kann man wie oben genannt auch Himbeerblätter und Erdbeerblätter verwenden, die finden sich jedoch meist nicht an jeder Straßen- bzw. Waldecke.

Nun müssen die Blätter etwas angestoßen werden, damit der Pflanzensaft austritt um den Fermentierungsprozess in Gang zu bringen und zu erleichtern. Ich habe oft gelesen, man soll einfach mit einem Nudelholz rüberwalzen, das brachte aber bei mir kaum „Zerstörung“. Also habe ich die Blätter portionsweise im Mörser mit dem Stößel bearbeitet und zerquetscht.

Nun wird das ganze auf einem Geschirrtuch aus Baumwolle ausgebreitet. Am besten nehmt ihr ein ganz altes von Omma das keiner mehr braucht, denn nachher wird es sehr fleckig sein (nein, es geht auch nicht mehr rauszuwaschen). Die Blätter werden jetzt mit etwas Wasser besprenkelt (ich habe einfach die Finger in eine Schüssel mit Wasser getaucht und damit das ganze nassgespritzt), dies ist widerum wichtig um eine Fermentation zu erreichen.

Die Seiten des Tuches werden eingeschlagen, damit beim Einrollen keine Blätter an der Seite rausfallen können.

Nun das ganze zusammenrollen (das Tuch ist leicht nass wie man sehen kann).

Jetzt das ganze Tuch fest zusammenwringen und eng mit einem Bindfaden zusammenschnüren. Das ganze Paket sollte wirklich fest und hart sein und sich nicht mehr bewegen können.

Diese feste Wurst nun in eine Plastiktüte geben und möglichst alle Luft herausdrücken, die Tüte verknoten. Dieses Päckchen muss nun drei Tage an einem warmen Ort vor sich hin gären. Im Somer kann man es tagsüber raus in die Sonne legen, ich hatte es über Nacht einfach am DSL-Router liegen, der war warm genug…. Ansonsten auf die Heizung im Winter, in die Nähe des Kamins etc. Aber Achtung dass es nicht zu heiß wird und die Tüte schmilzt!

Nach drei Tagen wird das ganze Paket wieder geöffnet, die Blätter sind nun braun geworden und riechen herb. Wenn es unangenehm riecht oder man gar SChimmel sieht, weg damit! Ansonsten die Blätter trocknen lassen (Sonne oder Backofen mit offener Tür bei 50-80°C) , fertig!

Noch ein Tipp zum Teetrinken: Der Brombeerblättertee schmeckt pur sehr herb. Ich habe mir eine Mischung aus Brennesselblättern, Brombeerblättern, Zitronenmelisse und Zitronenverbene (zu gleichen Teilen) gemacht und mit Steviablättern gesüßt, das war wirklich lecker. Ein schöner zitronig-herber Tee, mal was anderes als Schwarztee!

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